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Knete für die Kids?

Vor ein paar Jahren gibt mir eine Freundin ein Rezept, das zeigt, wie man Knete selbst herstellen kann.
Selbst herstellen? Das geht?
Ja, das geht, aber es ist mühsam, zu mühsam, entscheide ich damals, und mein Kleiner noch zu klein, um zu kneten, und überhaupt ist das viel zu dreckig, dann fliegen ja die ganzen Krümel in der Wohnung rum.
Also nix Knete, Rezept weg. Wenn ich mich später umentscheide (es soll ja so Mütter geben, die meinen, man müsse die Kids mit irgendwas bespaßen), dann finde ich bestimmt tausend Biokneterezepte im Internet.

Heute. Ich backe Brot. Das tue ich schon seit ein paar Jahren. Nicht immer regelmäßig, mal mehr, mal weniger. Angefangen damit habe ich, als ich bei der Recherche bezüglich Endometriose auf die Theorie gestoßen bin, dass Weizen Entzündungen fördert. Und Dinkel ist der Urweizen, der nicht so viel Klebestoffe enthält und also Entzündungen weniger verursacht. Ich stelle in Folge dessen meine Ernährung auf Dinkel um. Oder versuche das. Denn man finde mal ein Dinkelbrot, in dem auch wirklich nur Dinkel drin ist! Ich habe es nur bei einem ganz bestimmten Bäcker im Ort gefunden, und ganz ehrlich, das war mir auf die Dauer zu teuer. Die anderen Brote (man studiere einmal die Zutatenliste) enthalten immer Dinkel- und Weizenmehl gemischt oder aber Dinkelmehl und Weizenkleber. Na danke, dann kann man gleich ein normales Weizenbrot essen.
Aber darum ging es ja nicht. Aus der Not heraus habe ich also angefangen, selber zu backen. Mit mehr oder weniger leckerem Ergebnis. Doch irgendwann hatte ich den Dreh raus, genauergesagt hatte eigentlich meine Oma den Dreh raus. Von ihr habe ich nämlich noch ein Rezept für ein leckeres, eigentlich süßes, Kürbis- oder Weißbrot gefunden. Und das habe ich dann abgewandelt in eine Körnervariante. Die schmeckt. Und auch das Kneten per Hand funktioniert jetzt einwandfrei (ohne diese klebrigen Schlieren, mit denen man sich fühlt als hätte man Schwimmhäute zwischen den Fingern und Bärentatzen).

Nun ja, und heute, da backe ich also wieder mal Brot, genauer gesagt, ich knete den Teig oder noch genauer, ich will den Teig kneten. Wenn ich es ganz genau nehme, habe ich eigentlich gerade erst das Mehl in die Schüssel getan und die Hefe in den Becher mit dem warmen Wasser gegeben, und schleppe gerade die anderen Zutaten an. Das schiebt sich mein Kleiner den Stuhl an die Küchenzeile.
„Keten.“
Wie bitte?
„Keten!“
Ach nö, nech, ich will doch nur schnell mal eben ganz kurz das Brot …
Kneten! Aber natürlich, das ist es, die ursprüngliche Version der Kinderknete:  Brot backen. Brot kneten! Backt heute noch jemand Brot außer mir? Kaufen die Mütter ihren Kleinen alle Kinderknete, um die „motorischen Fähigkeiten“ zu fördern? Das kostet Geld, ist im Zweifelsfall voll Chemie, krümelt alles voll, da sollen die Kleinen sich alleine mit beschäftigen, damit Mama Ruhe hat – dabei gibt es doch etwas viel besseres: Brot backen. Das wird eh geknetet. Da lernt das Kind gleich noch, wie das geht. Es kostet nix extra. Es ist alles „Bio“ (wenn man denn so einkauft) oder zumindest weiß man, was genau drin ist. Es dauert halt ein bisschen länger. Der Kleine knetet und Mama räumt um die Ecke mal nen bisschen auf oder so. Es stärkt die Beziehung zwischen Mama und Kind. Es fördert das Selbstvertrauen des Kindes. Es fördert Wissen. Es fördert die motorischen Fähigkeiten. Und es macht Spaß!
Gut, ich muss ein paar Krümel mehr aufwischen. Es dauert jetzt ein bisschen länger. Aber, ich plane langfristig: Kann mein Kind Brot backen, dann weiß ich, wer später mal das Brotbacken übernehmen kann. Wenn ich meinen Kleinen jetzt jeden Sonntag das Brot kneten lasse, dann wird er irgendwann vom Kneten genug haben. Dann wird er nicht unbedingt Kinderknete haben wollen. Dann muss ich nicht extra Kinderknete kaufen. Oder backen.
Apropos Knete backen, wo ist das Rezept? So schwer kann das doch nicht gewesen sein. Mehl, Wasser und ein bisschen Lebensmittelfarbe, oder?

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