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Muss ich wirklich "Nein!" sagen? - Teil 2: Ältere Kinder

An anderer Stelle hatte ich davon geschrieben, wie entstressend für mich die Frage war: "Muss ich wirklich 'Nein!' sagen? Hinterlässt das, was mein Kleines gerade tun möchte, einen dauerhaften physischen oder psychischen Schaden beim ihm?"

Ich war entspannt, mein Kleiner war entspannt, wir hatten eine gute Beziehung zu einander.

Irgendwann habe ich jedoch bemerkt, dass ich nur noch am Schreien war. Mein inzwischen schon älteres Kind hatte irgendetwas getan (gespielt!) und jetzt war die Katastrophe (aus meinen Augen) da: 

- Die komplette, von mir just ordentlich eingeräumte Wäsche, lag in der ganzen Wohnung verteilt.

- Der Fußboden war angemalt mit Buntstift.

- Die Haustür hatte braune Matschflecken und ebenso sah der Boden der Wohnung aus...

Du kannst es beliebig auf eure Situation anpassen.

 

Ich wollte wieder zu der "guten" Mutter, die ich einmal war, zurückfinden. Diese Mutter, die die Welt mit den Augen ihres kleinen Sohnes gesehen hatte ("Juchhu, er macht einen Entwicklungsschritt, er lernt!").

Aber es war mir nicht mehr oder nur noch sehr selten möglich.

Warum?

Weil ich ausgebrannt war. Weil ich die Arbeit sah, die auch mich zukam, wenn die Wäsche in der ganzen Wohnung lag: Ich musste sie wieder einräumen. Wenn alles angemalt oder dreckig war - ich musste es wieder putzen.

Moment - stimmte das denn? Konnte ich nicht mein Kind die Konsequenzen seines Handelns selber tragen lassen?

 

Das war die entscheidende Frage:

"Muss ich wirklich 'Nein!' sagen? Muss ich wirklich schreien? Oder kann ich mein Kind die Konsequenzen seines Verhaltens selbst tragen lassen?"

Wohlgemerkt: Gemeint ist hier die "logische Konsequenz", keine Strafe.

Also: Wenn die Wohnung dreckig ist, muss sie sauber gemacht werden.

Wenn die Wohnung nicht aufgeräumt ist, muss sie aufgeräumt werden.

Das wären "logische Konsequenzen", während eine Strafe etwas Willkürliches ist, was mit der ursprünglichen Situation nichts zu tun hat. Wenn ich z.B. sagen würde: "Deswegen darfst du heute kein Fernsehen sehen", wäre das eine Strafe. Ich bin wütend, spiele meine Macht aus und will, dass es dem Kind genauso schlecht geht, wie mir gerade.

Aber muss es das?

Nein!

Es muss putzen. Oder aufräumen. Oder was immer sonst anstehen mag. 

Wenn ich mir nicht mehr denke, dass ich das tun muss, kann ich entspannter sein. Und mein Kind lernt gleich eine Menge dabei. 

 

Auf diese Weise kann ich im Vorfeld verfahren oder wenn es schon passiert ist. 

  • Wenn es schon passiert ist: Durchatmen, sich die Frage oben stellen.
    "Ich sehe, du hattest Spaß bei ... . Nun liegt die ganze Wäsche auf dem Boden und muss wieder eingeräumt werden."
  • Wenn ich nur befürchte, dass etwas passieren könnte:
    "Ich möchte nicht, dass du ... [mit der Kleidung spielst].
    Ich befürchte, dass ... [sie dann hinterher irgendwo herumfliegt und ich sie aufräumen muss. Und das möchte ich nicht.]"
    Nun kann das Kind Lösungen anbieten, wie es das verhindern könnte, oder ihr könnt gemeinsam nach einer Lösung suchen usw.

 

Und du? Welche Erfahrungen hast du mit dieser Methode gemacht?

 

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