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Mach langsam, Mama

Weißt du noch, warum du mal Kinder haben wolltest?

Also ich nicht. Irgendwie lässt mich mein Gedächtnis da gerade im Stich. Wie überhaupt die letzten Tage. Aber das ist ja auch kein Wunder: Mama, hier, Mama, da - Mama hat gar keine Zeit mehr für sich selbst!

Die Kinder haben eine wunderbare Kindergärtnerin. Maria schafft es irgendwie, den ganzen Tag über, na gut, wenigstens die 4 Stunden der Betreuungszeit, ruhig zu bleiben. Ruhig, gelassen, freundlich, humorvoll. Ja, tatsächlich, sie lacht noch! Vielleicht liegt das daran, dass sie weiß, dass nach 4 Stunden der Spuk vorbei ist. Ich wollte es jedoch genauer wissen, und habe hier heimlich mal ein bisschen über die Schulter geschaut.

Maria ist vor allem eins: ruhig. Und langsam. Und sie hat immer etwas zu tun. Aber auch das erledigt sie: ruhig. Und langsam. 

Mal ein Beispiel: Wenn ich etwas aufzuräumen habe, mache ich das schnell, auf dass das Übel schnell hinter mir liege. Und die Kinder - genau, machen mindestens genauso schnell wieder Chaos draus.

Wenn es daran geht, die Horde zu füttern, schnippel ich zwei Äpfel in Viertel und zwei Bananen halbiere ich. Ich setze den Kids den Teller vor, in der Hoffnung, während sie essen, ein bisschen Zeit für mich zu haben. Das funktioniert - so lange, bis sie sich um das letzte Apfelviertel oder die letzte Bananenhälfte prügeln. Also vielleicht 60 Sekunden lang. 

Maria macht das anders. Sie holt erstmal in aller Ruhe ihre Lebensmittel, Messer und Teller zusammen. Dann setzt sie sich ebenso ruhig an einen Tisch. Kommt ein Kind, schneidet sie Äpfel oder Bananen. Aber: Langsam und in kleine Stücke. Äpfel werden geachtelt. Bananen mindestens geviertelt. Brot bekommen die Kinder maximal als halbe Scheibe. Eins nach dem anderen, ein Stück nach dem anderen. So essen die Kids langsam, müssen zwischendurch ein wenig warten, sind nachher satt und - haben sich nicht geprügelt!

Ich wollte mich nicht schnippelnd daneben setzen, denn ich wollte in der Zeit ja etwas anderes tun, aber: Es lohnt sich alleine schon, Äpfel und Bananen in kleinere Stücke zu schneiden. Seitdem ich Äpfel achtel und Bananen viertel werden wir alle satt und es gibt keinen Streit mehr um: "Das Stück will ich aber noch". Kleiner ist hier tatsächlich mehr.

Eine weitere Beobachtung meinerseits ist, dass die Kinder ständig an mir hängen, wenn ich irgendetwas für mich tun möchte (oder auch für die Familie, aber etwas tun möchte, für das ich alleine sitzen und mich konzentrieren muss). Dann kommen sie - keine fünf Minuten sind vergangen - angerannt und wollen dies und wollen das. Während, wenn ich mal zum Abwaschen rufe oder zum Aufräumen, niemand kommt oder schnell wieder verschwindet. 

Ich habe mir deswegen jetzt Folgendes überlegt: Wenn ich das nächste Mal Zeit für mich haben will, werde ich abwaschen. Aber langsam.

Wie das funktioniert?

Ich suche alle Sachen für einen Abwasch zusammen.

"Maaamaa, was machst du da?"

"Ich muss abwaschen. Möchtest du das machen?"

Kind schüttelt den Kopf, geht wieder weg.

Ich setze mich an meinen Laptop auf dem Tisch um die Ecke und schreibe. Oder lese. Sollte ein Kind vorbeikommen, man hört sie ja von weitem, stelle ich mich an den Abwasch. Oder ich sage: "Oh verdammt, ich muss ja abwaschen, das habe ich ganz vergessen." Und stehe wieder auf, um abzuwaschen. Sobald das Kind wieder weg ist, sitze ich wieder an meinem Laptop. 

Wer hat schließlich gesagt, dass Haushalt schnell gehen muss?

Eben!

Und nun rate mal, wie dieser Artikel hier entstanden ist?

 

(02. April 2020)

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